„Ein schönes Make-Up macht immer Eindruck“

In meinem neuesten Blog gebe ich keine Antworten, sondern stelle Fragen. Man kann nicht über den perfekten Bühnenauftritt sprechen, ohne auch über Optik zu reden. Ich habe deshalb eine absolute Expertin für Make-Up interviewt: Renate Susan, Maskenbildnerin, 78 Jahre alt, absolut Make-Up-verrückt  – und meine liebe Mutter.

Mutti, was müssen wir Frauen beim Make-Up beachten?

Renate Susan: Es gibt verschiedene Arten von Make-Up: Man unterscheidet Tages-, Abend-, Bühnen und Foto-Make-Up. Eine Theaterbühne ist dabei nochmal etwas völlig anderes als eine Bühne, die man betritt, um einen Vortrag oder eine Rede zu halten.

Für alle Make-Ups gilt aber: Helle Farbe hebt hervor, dunkle Farbe stellt zurück. Konkret: Bei Augenringen oder tiefer liegenden Augen wird ein hellerer ton um die Augen herum aufgetragen. Das Make-Up selbst darf nicht mehr als einen Hautton dunkler sein als die eigene Hautfarbe. Will man aber etwa ein markantes Kinn optisch „verkleinern“, dann schminkt man es mit einem Ton, der noch eine Stufe dunkler ist.

Es darf nie zu maskenhaft sein, wenn es nicht gerade um eine Shakespeare-Inszenierung geht: Ich klopfe die Grundierung, die ich mit einem feuchten Schwamm auftrage, deshalb mit feuchten Fingern ab, damit ich überschüssige Reste wegnehme und die Haut zart aussieht. Am Ende kommt ein leichtes Puder auf die Haut. Das Gesicht sieht dann schön ebenmäßig und matt aus.

Muss man auch Hals und Hände schminken?

Renate Susan: Das gibt oft eine große Schmiererei. Ich empfehle Gesichtsbräuner für Hände und Hals, dann muss man sie nicht mit schminken und die Kleidung bleibt sauber.

Wie wirkt das Make-Up denn am besten?

R.S.: Das lose Puder am Ende ist wichtig. Es fixiert das Make-Up, so dass es tagsüber gut hält. Das Puder trage ich mit demselben Schwamm auf, den ich auch für die Grundierung benutze.

Das Entscheidende an den Make-Up-Varianten ist, wie kräftig man die Augen schminkt, das Rouge aufträgt und den Lippenstift. Da kommt es auf die Entfernung zum Publikum an. Bei Bühnenauftritten darf es ein wenig kräftiger sein, da das Publikum mehrere Meter entfernt ist. Für ein normales Tages-Make-Up oder einen TV-Auftritt mit Nahaufnahmen würde ich immer zarte Farben verwenden.

Bei größerer Entfernung die Augen ruhig stärker betonen, damit sie größer wirken und strahlen. Auf der Bühne oder bei einem Abend-Make-Up sollte man also insgesamt ein dunkleres Augen Make-Up verwenden.

Ich habe seit kurzem Schlupflider, wie muss das Augen-Make-Up dann gemacht werden?

R.S.: Entscheidend ist, ob es Schlupflider oder tief liegende Augen sind. Ich würde bei Schlupflidern auf keinen Fall einen hellen Lidschatten benutzen, allenfalls direkt unterhalb der Braue. Der Lidschatten wird meistens so verwendet, das er auf das Augenlid zum Haaransatz hin verstärkt aufgetragen wird, unter den Augen führt man gleichzeitig einen kleinen Strich mit dem gleichen Lidschatten – am besten ein helles Braun.

Augenbrauen je nachdem auch betonen – Bei größeren Entfernungen etwas stärker, am Tag und draußen eher zart. Bitte dran denken: das Make-Up unter den Augen ein bis zwei Töne heller wählen, den Rest des Make-Ups nur maximal einen Ton dunkler.

Meine Wimpern sind leider nicht so auffällig dicht oder lang. Was muss ich tun, damit meine Augen besser wirken?

R.S.: Was ganz wichtig ist: Wimpern jederzeit KRÄFTIG tuschen, damit die Wimpern das Auge öffnen. Unten und oben gut tuschen, möglichst mit wasserfester Tusche. Lidstrich/Kayal wird nach Augengröße mit einem dunklen Ton (braun oder schwarz),  bei braunen Augen auf jeden Fall schwarz, bei anderen braun, immer wieder nachziehen, damit das Auge zum Strahlen kommt. Das sollte man vor dem Tuschen machen!

Heutzutage lassen viele sich falsche Wimpern kleben, sehr interessant. Das Auge sieht dadurch wunderbar strahlend und offen aus und es wirkt schon von weitem. Das hat einen tollen Effekt.

Mutti, kräftiges oder helles Rouge, was empfiehlst Du für den Auftritt?

R.S.: Das Rouge wird in jedem Fall um die Wangenknochen aufgetragen. Sollten Kinn oder Wangenknochen besonders hervorstehen, sollte man einen leichten Braunton eines Festpuders leicht über dem Make-Up fixieren (als Schattierung) unter dem Rouge, so dass sie zurücktreten.

Die Rouge-Farbe wird ausgesucht nach Art des Lippenstiftes und der Hautfarbe, der beste Ton für alle ist leicht rosé, damit liegt man nie falsch.

Und was mache ich nun mit dem Lippenstift? Was rätst Du uns Frauen?

R.S.: Augen und Lippen sind das Wichtigste. Die Lippen werden auf jeden Fall mit einem Konturenstift vorgezeichnet. Auf jeden Fall! Je nach Lippengröße gilt:

Helle Farbe hebt die Lippen hervor, dunkle lässt sie zurücktreten. Roter Lippenstift wird auf die Kleidung abgestimmt. Im Grunde steht diese Farbe jedem, ist aber von der Kleidung abhängig.

Ich habe immer das Gefühl, dass das Make-Up ganz schnell wieder weg ist. Wie bleibt es frisch?

R.S.: Sollte sich im Laufe des Tages das Make-Up in Augenfalten, auf der Stirn oder in den Mundfalten absetzen, hilft es, mit feuchten Fingern noch einmal drüber zu gehen, es abzuklopfen, so hält man es frisch. Lippenstift natürlich immer mal wieder nachziehen und vor dem Auftritt unbedingt nochmals in den Spiegel schauen.

Was sollen Frauen tun, die keine Schminke mögen?

R.S.: Wenn sie naturell lieben, müssen sie das für sich entscheiden, jeder hat seinen eigenen Geschmack. Ich finde einfach, dass ein schönes Make-Up  immer Eindruck macht. Das Make-Up verhilft am Tag, am Abend und auf der Bühne zu einer größeren Ausstrahlung. Man sieht zudem einfach gepflegt und frisch aus, hat eine größere Präsenz.

Wie bleibt die Haut frisch, wenn ich mich täglich schminke?

R.S.: Wichtig ist, das Make-Up abends gründlich zu entfernen, ein Tonic zu benutzen und eine Nachtcreme aufzutragen. Unter dem Make-Up immer eine Tagescreme auftragen.

Mein persönlicher Tipp:

Bei besonderen Anlässen lasse ich mich immer schminken, damit es noch professioneller wirkt. Natürlich habe ich manchmal meine Mutter an meiner Seite, das ist natürlich richtig klasse, aber ich habe auch schon eine Visagistin für 100 Euro beauftragt. Vor allem an Tagen,  an denen der Auftritt sehr wichtig ist und ich mich extra hübsch und sicher fühlen möchte. Oft sind Fotografen da, die von einer Veranstaltung Fotos machen – und auch von den Speakern. Da will man natürlich gut rüberkommen. Die Bilder kann man im Nachhinein auch immer mal anfragen und dann für die eigenen Social-Media-Kanäle nutzen. Wichtig ist auch, dass die Haare gut sitzen. Wenn möglich, gehe ich vor meinen Auftritten immer zum Friseur. Eine Visagistin und ein Friseur – das zahlt sich aus. Ich kann das nur empfehlen, vor allem diejenigen, die sich nicht so gerne oder gut selbst schminken können.

 

Renate Susan hat sechs Jahrzehnte als Maskenbildnerin gearbeitet, davon 50 Jahre beim WDR, aber auch beim Theater und an der Oper. Sie war für die Firma Revlon in ganz Deutschland unterwegs (und das ohne Navi…), um  Schminktrainings zu leiten, beim TV hat sie unter anderem für die „Samstag Nacht Show“, „Stefan Raab Show“, „Die Aktuelle Stunde“ oder „Bios Bahnhof“ gearbeitet. Hulk Hogan, Michael Douglas, Hildegard Knef, Peter Ustinov oder Mary Roos haben sich von ihr für ihre Auftritte schminken lassen. Meine Schwester und ich sind quasi mit Puderquaste, Lipgloss und Wimpernzange groß geworden und haben es geliebt, „in der Maske“ dabei zu sein und dabei zuzusehen, wie unsere Mutter mit all den Pinselchen und Farben die Menschen herausputzte. Meine Mutter ist vor allem deshalb ein Vorbild für mich, weil sie ihre Arbeit immer geliebt und leidenschaftlich gern gearbeitet hat.

 

Meine Mutti und ich wünschen allen Frauen einen glanzvollen Auftritt!

Anouk & Renate Susan